NOVA R vom Weingut Gebr. Bertram bei "CaptainCork"

Ein toll gemachter Spätburgunder von der Ahr, der lange genug gelegen hat, zeigt, was geht: Weichheit mit Himbeere und Waldboden. Das ist herrlich. Das Weinjahr 2009 lief in Deutschland gut. Nicht nur in Deutschland. Aber gut heißt in diesem Fall: heiß. Und damit kann nicht jeder Winzer umgehen. Heiß heißt nämlich ganz allgemein auch: viel Alkohol. Und das finden viele Weintrinker heutzutage nicht mehr so doll. Alkbomben sind out. Und deshalb sind heiße Weinjahre eine Herausforderung für ehrgeizige Winzer. Und insbesondere für solche, die sogenannte "kühle" Rebsorten anbauen und verarbeiten. Dazu gehört auch der Spätburgunder, international bekannt unter dem Namen Pinot Noir. Aber was heißt "kühl"?

Zu viel Wärme macht unrund.

Nun, die Sorte verträgt einfach nicht viel Hitze. Der Pinot Noir kommt ursprünglich aus dem Burgund, nördlichstes Anbaugebiet Frankreichs mit einem sehr gemäßigten Klima. Und dort ist er sehr gut aufgehoben. Hitze lässt den Pinot Noir zu schnell reifen und macht den Wein unrund. Trotzdem mag er es trocken und sonnig. Böden aus Kalk oder Lehm oder am besten beides hat er am liebsten. Schiefer mag er auch.

Und schon sind wir beim konkreten Wein - dem NOVA "R" vom Weingut Gebrüder Bertram an der Ahr. Deutschland gilt ja als drittgrößter Produzent von Pino Noir weltweit. Und das Anbaugebiet Ahr ist die größte geschlossene Rotweinzone des Landes, gehört aber insgesamt zu den kleinen Weinregionen. Ahr ist Wein-Norden. Noch weiter oben wächst keine Traube mehr, die ernstzunehmen wäre. Außer drüben an Saale, Unstrut und Elbe.

Schiefer gegen Lehm.

Die Brüder Markus und Christian Bertram bewirtschaften in der 5. Generation das Gut, zu dem 3,4 Hektar Rebfäche gehören. Der Schwerpunkt liegt natürlich auf Spätburgunder. Der NOVA "R" ist das Herzeigeprodukt des Hauses, eine sogenannte Lagencuvée. Der Wein kommt also von zwei verschiedenen Weinbergen. Der eine hat mehr Schiefer im Boden, der andere mehr Lehm. Das hat man dann ganz geschickt gegeneinander ausbalanciert. Und noch was: das Zeug schwamm 17 Monate lang im gebrauchten Holzfass. Und wie schmeckt der? Erstmal hineinriechen, Leute.

Himbeere, Waldpilze, Schokolade.

In der Nase eingelegte Kirschen, Rumtopf, Weihnachtsgewürze = Nelken und Süßlichkeit. Dann - typisch für gereiften Spätburgunder - Tannennadeln, Aromen aus dem Unterholz, Champignons. Das fängt schon mal gut an! Im Mund Himbeere. Das ist auch wieder typisch für Spätburgunder, wenn er altert. Dann etwas Schokolade und leicht teerige Noten, etwas Waldpilze. Die Säure ist sehr dezent, gut eingebundene und gibt ihm gerade noch genug Struktur. Es kitzelt ein ganz weiches, kaum spürbares Tannin. Und keine Spur von Holzaromen. Fazit: der ist echt nicht schlecht!

Alkohol?

Und der Alk? Jaaaa... 13,5% steht auf der Flasche! Und ist kaum herauszuschmecken. Das hamse gut gemacht, die Brüder Bertram. Trotz der Hitze im Jahr 2009. Was sollen wir dazu servieren? Rehrücken mit Rotkraut. Oder Wildbratwürste. Das harmoniert beides ganz fantastisch mit dem für einen Rotwein grundsätzlich immer etwas säurehältigeren Spätburgunder/ Pinot Noir.

  • Spätburgunder NOVA "R" trocken vom Weingut Gebrüder Bertram für 15,80 Euro bei Ahrweindepot.

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